von Gerhard Friedrich, Wolfgang Bigenzahn und Patrick Zorowka
5., korrigierte Auflage 2013, 524 Seiten, 89 Abb., 37 Tab., kartoniert + DVD
Beschreibung
ISBN 978-3-456-85208-9
Beschreibung
Die Phoniatrie (Stimm- und Sprachheilkunde) versteht sich als medizinische Disziplin, die sich mit den Ursachen, der Diagnostik und der Therapie von Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schluckstörungen sowie kindlichen Hörstörungen sowohl wissenschaftlich als auch klinisch beschäftigt.
Das vorliegende Buch bietet eine strukturierte Einführung in die Phoniatrie und Pädaudiologie. In Grundlagenkapiteln wird die normale Funktion des Stimm- und Sprachapparates erklärt; darauf aufbauend werden die entsprechenden Störungsbilder dargestellt. Neben den medizinischen werden ausführlich die psychologischen und linguistischen Aspekte von Stimme und Sprache berücksichtigt. Im Kapitel Pädaudiologie wird ein Überblick über die Formen kindlicher Hörstörungen sowie ihre Diagnostik und Therapie gegeben. Das Buch, das aus dem langjährigen Unterricht der Autoren an logopädischen Ausbildungsstätten hervorgegangen ist, ist für Nichtmediziner geschrieben; ein Glossar erklärt alle wichtigen medizinischen Fachbegriffe.
Die 5. Auflage wurde korrigiert und um ein Kapitel zur Versorgung tracheotomierter Patienten ergänzt.
Rezension
aus Spektrum Hören Ausgabe 2/2014
Allgemeinverständliche, nützliche Fachliteratur
Gerhard Friedrich, Wolfgang Bigenzahn und Patrick Zorowka: Phoniatrie und Pädaudiologie. 5., überarbeitete und erweiterte Auflage, Huber Verlag, 2013, 524 Seiten + DVD.
Die Autoren legen bereits die fünfte Auflage dieses Buchs vor. Unterrichts- und Lehrerfahrungen an verschiedenen Institutionen und für unterschiedliche Berufe, vor allem für Logopäden/innen, fließen in dieses Werk ein, das von insgesamt 12 Autoren/innen verfasst wurde. In den 20 Kapiteln werden systematisch zunächst Aufbau und Funktion der jeweiligen Organsysteme geschildert und dann die verschiedenen Störungsbilder, ihre Diagnose und Therapie vermittelt. Nach den Kapiteln über Stimme, Näseln und Schlucken folgen die über zentrale Störungen, Sprache und Sprechen und schließlich über Pädaudiologie. Nur das neu hinzugefügte 20. Kapitel zum tracheotomierten Patienten (Menschen mit Luftröhrenschnitt) steht etwas unvermittelt am Schluss nach dem Kapitel über Pädaudiologie.
Die Textanteile für die verschiedenen Themen scheinen angemessen. Dem Anspruch, in aller Kürze die relevanten Fakten zu vermitteln, wird das Buch absolut gerecht. Lediglich einen Abschnitt über Mutismus (Kommunikationsstörung, bei der ein Mensch stumm bleibt, obwohl er Sprechen kann) vermisst der Leser; Mutismus wird lediglich bei den „Sprachstörungen bei Neurosen“ mit zum Teil unzutreffenden Bemerkungen allzu kurz erwähnt.
Positiv hervorgehoben seien das Kapitel über „Orofaziale Dysfunktionen“ (Muskelfunktionsstörungen im Bereich der Zungen-, Lippen- und Gesichtsmuskulatur) und die Ausführungen über die „Prophylaxe von Stimmstörungen“, die in vergleichbaren Werken oft allzu kurz kommen.
Die Autoren kündigen in ihrem Vorwort zur ersten Auflage an, auf Fachtermini weitgehend zu verzichten, um ein möglichst für unterschiedliche Zielgruppen (Stimm- und Sprachtherapeuten, Logopäden, Pädagogen, Psychologen, Linguisten, Schauspieler, Sänger, Stimm- und Sprecherzieher sowie Ärzte) verständliches Werk zu schreiben – und dies gelingt ihnen auch. Die relevanten Fakten werden allgemeinverständlich, kurz und klar dargelegt. Durch den gewählten Aufbau kann der Leser nur die ihn interessierenden Fragen nachlesen.
Dies bedeutet natürlich andererseits, dass es in kurzen Abschnitten zu redundanter Information kommt, was nicht störend wäre, wenn nicht für denselben Sachverhalt verschiedene Darstellungen, etwa beim System der Laute, gebraucht würden. Im Kapitel 16 über Aussprachestörungen wird gefordert, dass der Begriff „Stammeln“ nicht mehr gebraucht werden sollte, im Kapitel 13 wird als Beispiel aber das „K-T-Stammeln“ angeführt. Das Buch verzichtet auf farbige Abbildungen; die vorhandenen Schwarzweiß- Abbildungen sind gut verständlich und ausreichend.
Im Vorwort zur fünften Auflage schreiben die Autoren, sie glauben, dass dieses Buch den aktuellen Stand widerspiegelt. Dies trifft für die Kapitel über Dysphagien (Schluckstörungen), Sprache und Sprechen sowie Pädaudiologie auch zu. In den Kapiteln eins bis sieben und neun bis zwölf sind hingegen die jüngsten Literaturangaben zehn Jahre alt. Verschiedenste neuere Entwicklungen bleiben unerwähnt, wie die inzwischen übliche Shutter-Stroboskopie (Verfahren zur Beurteilung der Stimmlippenfunktion) oder die funktionelle Kernspintomographie bei den bildgebenden Verfahren für das Nervensystem (im Kapitel über Stottern werden hingegen fMRT-Untersuchungsergebnisse wiedergegeben).
Trotz dieser kleinen Schönheitsfehler, die wie die häufig fehlenden Leerzeichen, besonders nach Satzzeichen, bei der nächsten Auflage optimiert werden könnten, halte ich dieses Buch für alle angesprochenen Berufsgruppen für absolut empfehlenswert.
Professorin Dr. Annerose Keilmann, HNO-Ärztin, Leiterin des Schwerpunktes Kommunikationsstörungen an der HNO-Universitätsklinik Mainz