von Morag Clark
Mit einem Vorwort von Gottfried Diller.
Aus dem Englischen übersetzt von Gisela Batliner.
2009, 137 Seiten, kartoniert, 14 Abbildungen
Beschreibung
ISBN 3497020638
Beschreibung
Schwerhörige und auch gehörlose Kinder sind heutzutage grundsätzlich dazu in der Lage, hören und dadurch sprechen zu lernen. Voraussetzungen sind eine Versorgung mit Cochlea-Implantaten bzw. Hörgeräten sowie eine optimale Förderung des Hörens. Die Interaktion im Alltag kann auch diesen Kindern hervorragende Bedingungen für den Hör- und Spracherwerb bieten.
Dieses Buch liefert praxisorientierte Lösungen für alle, die mit hörgeschädigten Kindern und ihren Familien arbeiten. Die international bekannte Hörgeschädigtenpädagogin Dr. h.c. Morag Clark stellt die Praxis des Natürlichen Hörgerichteten Ansatzes dar und zeigt so, wie hörgeschädigte Kinder erfolgreich im Spracherwerb unterstützt werden können. Dabei stellt sie die Qualität der Interaktion mit dem hörgeschädigten Kind in den Mittelpunkt.
Autoreninformation
Dr. h.c. Morag Clark war Leiterin der „Birkdale- School\" für hörgeschädigte Kinder in Southport, England; die Arbeit dort folgte dem Natürlichen Hörgerichteten Ansatz. Heute ist sie weltweit als Initiatorin und Beraterin zum Natürlichen Hörgerichteten Ansatz tätig. Sie erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, u. a. durch die A. G. Bell Association, und den Titel M.B.E. (Member of the British Empire).
Leseprobe und Inhaltsverzeichnis mit freundlicher Genehmigung des Ernst-Reinhardt-Verlages.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort für die deutsche Ausgabe
Von Gottfried Diller
Vorwort
Von James WHall, III
Einführung
1 Hören - Die Grundlage lautsprachlicher Entwicklung
1.1 Die Ausbildung von Fachleuten
Gehörlose Kinder können hören!
Ärzte, Audiologen und Fachleute im Vorschulbereich
1.2 Hin zum Natürlichen Hörgerichteten Ansatz
Weg von „Total Communication\"
Weg von „Cued Speech\"
Weg von der Kommunikation mit dem Finger-Alphabet
1.3 Die Beratung und Begleitung der Eltern
Das Vertrauen in die Hörfähigkeit des Kindes
Sicherheit im Umgang mit den technischen Hörhilfen
Die Bedeutung des binauralen Hörens
Eine Hörumgebung schaffen
1.4 Geräusche im Alltag zuordnen lernen
2 Beeinträchtigung oder Unterstützung des Hörens
2.1 Unnatürliche visuelle Hilfen
2.2 Mögliche negative Faktoren für die Hörentwicklung
2.3 Der Umgang mit dem Kind
2.4 Die Sprecherposition
2.5 Der Zustand von Hörgeräten und Cochlea-Implantaten
2.6 Hintergrundgeräusche
2.7 Die Höraufmerksamkeit auf gesprochene Sprache lenken
2.8 Kein übertriebenes Testen
2.9 Visuelle und taktile Angebote
2.10 Hören als Grundlage gut verständlicher Sprache
2.11 Die Gesprächsatmosphäre - verstehen und verstanden werden
3 Die Basis für den Spracherwerb im täglichen Leben
3.1 Geteilte Aufmerksamkeit („Joint Attention\")
3.2 „Turn-Taking\"
3.3 Der intentionale Charakter der Interaktion
4 „Parent Guidance\": Die Beratung und Begleitung der Eltern
4.1 Neue Schwerpunkte in Frühförderprogrammen
4.2 Leitsätze für Fachleute
Jede Familie ist einzigartig
Zuhören können
Grenzen in der Elternarbeit wahren
4.3 Vorschlag für den Ablauf einer einstündigen Elternberatung,
basierend auf einem Beobachtungs-Modell
Überprüfung der Technik
Beobachtung der Eltern-Kind-Interaktion
Besprechung der Eltern-Kind-Interaktion
Interaktion zwischen Frühförderin und Kind
Höranlässe und die Rolle der Musik
Besprechung möglicher Aktivitäten bis zum nächsten Treffen
Dokumentation der Elternberatungsstunde
5 Beobachtungen der Eltern-Kind-Interaktion: Erkenntnisse aus der internationalen Arbeit mit hörgeschädigten Kindern
5.1 Das Material
5.2 Die Atmosphäre, in der Interaktion stattfindet
5.3 Die natürlichen Bestandteile eines Gesprächs
5.4 Die Kommunikationsentwicklung vor den ersten Wörtern
Situationen schaffen, bei denen gemeinsame Aufmerksamkeit und
gemeinsames Handeln entstehen können
Partner im Spiel des Kindes werden
„Turn-Taking\" unterstützen
5.5 Sprachliche Wiederholungen in der natürlichen Interaktion
5.6 Natürliche Sprache und Prosodie
5.7 Aufrechterhalten der Interaktion
Erweiterung des Themas
Neue Aspekte
Fragen
Wie Kinder die Interaktion aufrechterhalten
5.8 Wozu wir Sprache verwenden
5.9 Die Gefahr, das Kind ständig zu prüfen
5.10 Der Umgang mit Problemen im Gesprächsverlauf
6 Kindergarten und Schule
6.1 Inklusion oder Integration
6.2 Historischer Hintergrund
6.3 Das 21Jahrhundert: Einstufung nach Bedürfnissen,
nicht nach Behinderung
6.4 Die Vorschulzeit
Audiologische Maßnahmen
Sprachliche Entwicklung
6.5 Die Grundschulzeit
Audiologische Maßnahmen
Sprachliche Entwicklung
6.6 Weiterführende Schulen
Audiologische Maßnahmen
Sprachliche Entwicklung
Weitere Überlegungen: Umgekehrte Integration
6.7 Spezialisierung in der Inklusion
7 Der Weg in die Zukunft
Literatur
Anhang: Dokumentationsbogen für eine Elternberatungsstunde 130
Danksagung
Anmerkungen der Übersetzerin
Sachregister
Rezension
Rezension aus der HörgeschädigtenPädagogik 3/2009
Grundlagen nicht nur für den Elementarbereich – Interaktion mit hörgeschädigten Kindern
Dr. h.c. Morag Clark, ehemalige Leiterin der »Birkdale-School« für hörgeschädigte Kinder in Southport/UK, ist es mit ihrem neuen Buch zur Interaktion mit hörgeschädigten Kindern erneut gelungen, einen Beitrag aus der Praxis für die Praxis zu leisten. Das aus dem Englischen von Gisela Batliner übersetzte und von Advanced Bionics GmbH unterstützte Praxiswerk wird von einem Vorwort von Prof. Dr. Gottfried Diller und Dr. James W. Hall eingeleitet.
Die Interaktion mit hörgeschädigten Kindern stellt Morag Clark dabei theoriegeleitet ins Zentrum ihrer Ausführungen. Das Hören als »die Grundlage lautsprachlicher Entwicklung« und die »Beeinträchtigung oder Unterstützung des Hörens« wie sie ihre beiden ersten Kapitel nennt, untermauern die zahlreichen Praxisbeispiele mit vielen Abbildungen. In diesen beiden Kapiteln greift sie nochmals die Entwicklung der Audiologie bzw. Pädaudiologie und Medizin auf, die es dem ehemals gehörlos geborenen Kind ermöglichen, durch eine gute Diagnostik, eine schnellstmöglich folgende apparative Versorgung und das sich anschließende follow-up sowie eine begleitende Früherziehung, den Weg eines heutigen hörgeschädigten Kindes zu gehen.
Morag Clarks Tenor dabei ist es hin zum »Natürlichen Hörgerichteten Ansatz« und weg von »Total Communication«, weg von »Cued Speech«, weg von der »Kommunikation mit dem Finger-Alphabet«.
Ebenso wie die neue deutschsprachige aber auch internationale Literatur in der Pädagogik der Frühen Kindheit nicht nur in der Hörgeschädigtenpädagogik, betont Clark die frühe Interaktion im natürlichen Rahmen. Die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf die gleiche Sache ist gerade im frühsprachlichen Alter besonders wichtig. Eltern guthörender Kinder, so die Autorin, tun dies intuitiv, indem sie dem Blick des Kindes folgen und darüber sprechen, was das Kind in dieser Situation interessiert. Eine Tatsache, die sich natürlich die frühe Begleitung von Eltern mit einem hörgeschädigten Kind in der Früherziehung schon lange zu Eigen macht, um bestmöglich den Hör- und Spracherwerb, aber auch die Gesamtentwicklung voranzutreiben.
»Turn-taking«, ein in der deutschen Fachliteratur der Hörgeschädigtenpädagogik zentraler Begriff der gemeinsamen frühen Dialoge (Horsch & Bischoff 20081) sieht Morag Clark ebenso als Motor der gemeinsamen Interaktion.
Die Autorin geht in ihrem vierten Kapitel ausführlich auf die Beratung der Eltern ein. Dabei hebt sie hervor, dass durch die Entwicklung des »Universellen Neugeborenen-Hörscreenings« eine schnellstmögliche und adäquate Begleitung dieser Eltern mit ihrem hörgeschädigten Kind erfolgen sollte. Dass dabei alle aktuellen medizinischen und technischen Fortschritte sowie die individuellen Lebensumstände jeder einzelnen Familie berücksichtigt werden müssen, betont sie besonders. Stringent verfolgt sie dabei die Entwicklung des hörgeschädigten Kindes aus ihrem eigenen internationalen Erfahrungsschatz in der Begleitung von Eltern mit einem hörgeschädigten Kind. Mit zahlreichen Praxisbeispielen beschreibt sie die Wahl des richtigen Materials in der Frühbegleitung, die Bedeutung von Pausen und damit dem Warten auf die Antwort des Kindes sowie die sprachlichen und frühsprachlichen Wiederholungen in der Interaktion mit dem Kind.
Im sechsten Kapitel gibt Morag Clark einen Ausblick, der die aktuelle Bildungsdiskussion kräftig unterstützt. Der Begriff der Inklusion und deren Realisierung in der Sonder- und Allgemeinen Pädagogik ist mit der Ratifizierung der UN-Konvention im Dezember 2008 durch die Bundesrepublik Deutschland und der damit verbundenen Forderung neue Bildungswege zu gehen, nicht mehr wegzudenken. Clark geht sowohl auf die Grundschulzeit sowie auch auf weiterführende Schulen ein. Sie spricht dabei die Fortschritte, aber auch die Schwierigkeiten bei der Realisierung von Inklusion an. Sie gibt außerdem Denkanstöße, die unmissverständlich zum Ausdruck bringen, dass Inklusion ein Weg, vielleicht auch »der« Weg hin zu einer hohen Qualität von Bildung für alle Kinder sein kann.
Das Fazit im siebten Kapitel trägt die Überschrift »Der Weg in die Zukunft« und schließt mit den Worten »... wenn Fachleute wirklich von der Vision ergriffen sind, Veränderungen zu initiieren ..., können Träume Wirklichkeit werden«.
Morag Clark ist damit ein Praxisbuch gelungen, dass alle Hörgeschädigtenpädagogen dazu ermutigen soll die Interaktion mit dem hörgeschädigten Kind zu suchen, die Eltern dieses Kindes auf ihrem Weg zu begleiten, um gemeinsam die für das Kind geeigneten Bildungsangebote zu sichern.
Sascha Bischoff