herausgegeben von Marion Hermann-Röttgen und Gero Kerig
2015, 111 Seiten, kartoniert, 43 SW-Grafiken und Abbildungen
Beschreibung
ISBN 978-3-95612-102-9
Beschreibung
Das vorliegende Buch belegt in vier aktuellen Studien die hohe Bedeutung des Hörens für den Spracherwerb, das Lernen in der Schule und damit letztlich auch für das Sozialverhalten.
Die statistischen Ergebnisse beim Einsatz von Übertragungstechnologien wie Dynamic SoundField von Phonak haben die Erwartungen der Wissenschaftler weit übertroffen.
Hören und wirkliches Zu-hören ist ein akutes Problem unserer Zeit. Eine optimale Akustik ist deshalb in öffentlichen Räumen eigentlich unverzichtbar: Gutes Hören erleichtert zwischenmenschliche Beziehungen und verhilft zu einer erfolgreichen Kommunikation.
Rezension
Besser Lernen durch gutes Verstehen
Hören und Zuhören gelten als Schlüsselqualifikation und Kulturtechnik in modernen Kommunikationsgesellschaften. Wie sich die akustischen Bedingungen in Klassenzimmern und Kindergärten durch den Einsatz von Freifeldbeschallung durch das Dynamic SoundField-System (im Folgenden DSF) der Firma Phonak verbessern lassen und welche Auswirkungen das für Schüler und Lehrer hat, zeigt das von Marion Herrmann-Röttgen und Gero Kerig herausgegebene Buch. Es umfasst vier Studien zum Thema Akustik und Lernverhalten.
Studie 1 wurde von Florian Krieger im Rahmen einer Bachelorarbeit im Studiengang Hörakustik durchgeführt. Nach dem Aufzeigen der Funktionsweise wird der Nutzen von DSF-Systemen anhand objektiver Messungen im Klassenzimmer (Dauerschallpegel, Nachhallzeit) und subjektiver Einschätzung (Fragebogenerhebungen) nachgewiesen.
Studie 2 wurde von den Herausgebern selbst durchgeführt. Im Fokus stand die Verbesserung sprachlicher Kommunikation im Kindergarten durch den Einsatz von DSF als Unterstützung der Sprachentwicklung. Methodisch gelungen (Sprachscreening vor und nach dem Einsatz von DSF; Kontrollgruppe) konnte gezeigt werden, dass sich bereits ein kurzfristiger Einsatz von DSF auf den Verlauf der kindlichen Sprachentwicklung besonders bei Kindern mit weniger günstigen Voraussetzungen beschleunigend auswirkt.
Studie 3, durchgeführt von Marion Hermann-Röttgen und Maximilian Köper, untersuchte, inwieweit an zwei Gymnasialklassen durch den Einsatz von DSF die auditive Verarbeitung sprachlicher Information verbessert werden konnte. Hierbei wurden Diktate mit und ohne den Einsatz von DSF diktiert. Anschließend wurde überprüft, wie sich die Fehlermenge und Fehlertypen in Abhängigkeit des Einsatzes von DSF veränderten. Es zeigten sich signifikante und sehr signifikante Verbesserungen bei Fehlertypen aufgrund „ungenauen Hörens“.
Studie 4, durchgeführt von der Arbeitsgruppe HIDS (Hören in der Stadt), wird von Gero Kerig mit dem Titel „Er_hörte Stadt“ vorgestellt. Schwerpunkt ist die experimentelle Erfassung von Hörerlebnissen und die Beurteilung von Hörqualität in verschiedenen Settings in der Stadt. Es ist beeindruckend, wie differenziert Schüler und Begleitpersonen von drei Wiener Gymnasien (leider ohne Altersangaben) beschreiben, wie sie verschiedene Höreindrücke empfinden und was diese auslösen. Ein gestaltpsychologischer Exkurs am Ende zeigt, wovon Wahrnehmung geprägt ist, und welche Zusammenhänge zwischen Lärm und Folgeerscheinungen bestehen.
Fazit: Ein interessantes Buch für alle, die sich vertieft mit dem Thema „Hörqualität“ beschäftigen wollen. Es enthält sowohl Grundlagen zur akustischen Situation in Lernumgebungen wie auch empirische Belege zur Wirksamkeit von technischen Hilfen in Form der DSFAnlage. Diese werden mit einer Vielzahl an Abbildungen untermauert.
Auch wenn alle Studien mit gut hörenden Probanden in verschiedenen Altersstufen und Lernorten (Kindergarten, Grundschule, Gymnasium) durchgeführt wurden, finden verschiedene Berufsgruppen, die mit Menschen mit Hörbeeinträchtigung zu tun haben, wie zum Beispiel Studierende, Hörgeschädigtenpädagogen, Sprachtherapeuten, Lehrer und Hörakustiker, gute Argumente, was – nicht zuletzt im Kontext von Inklusion – hörförderlich und stimmschonend ist und
von daher auch für ihre Klientel und für sie selbst besonders bedeutsam ist. Es hält, was es verspricht, indem es aufzeigt, wie eine Kultur des Hörens das Lernen prägt.
Barbara Bogner,
Hörgeschädigtenpädagogin,
Pädagogische Hochschule Heidelberg
aus Spektrum Hören 2-2016