Solveig Chilla/Annette Fox-Boyer
2., überarbeitete Auflage 2016, 68 Seiten, kartoniert
Beschreibung
ISBN 978-3-8248-0871-7
Beschreibung
Immer mehr Kinder wachsen in Deutschland mit mehr als einer Sprache auf. Eltern stellen sich dann häufig die Frage, welche Auswirkungen es auf die Sprachentwicklung ihres Kindes hat, wenn ihr Kind zweisprachig aufwächst. Sie möchten wissen, ob es sinnvoll oder schlecht für ihr Kind ist, zweisprachig aufzuwachsen, sie sind verunsichert und wünschen sich Orientierung.
- Ist es möglich, mit zwei Sprachen aufzuwachsen?
- Welche Folgen hat zweisprachiges Aufwachsen für die Identität?
- Ab wann nehmen Kinder wahr, dass sie zweisprachig sind?
- Was kann ich tun, um den Erwerb beider Sprachen zu unterstützen?
- Ist Zweisprachigkeit die Ursache von Sprachstörungen?
- Mein Kind ist schlecht in der Schule. Ist die Zweisprachigkeit der Grund dafür?
Der Ratgeber greift diese und ähnliche Fragen auf, die in unserer Beratungspraxis von Eltern immer wieder gestellt werden, um sie nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu beantworten. Darüber hinaus erhalten Eltern Anregungen zum Weiterlesen und Hinweise auf Beratungsstellen.
Rezension
Bilingualität – Ein Prägnanter Überblick
Solveig Chilla & Annette Fox-Boyer: Zweisprachigkeit/Bilingualität. Ein Ratgeber für Eltern, (2. überarbeitete Auflage), Schulz-Kirchner Verlag 2016, ISBN 978-3-8248-0871-7.
Die Reihe „Ratgeber für Angehörige, Betroffene und Fachleute“, herausgegeben von Claudia Iven, liefert zu einem breiten Themenspektrum aus Medizin, Sprach- und Ergotherapie einen kurzen und prägnanten Überblick.
In der kürzlich (2016) erschienenen 2. überarbeiteten Auflage des Ratgebers zu Zweisprachigkeit bzw. Bilingualität hangeln sich die Autorinnen Solveig Chilla und Annette Fox-Boyer an sehr zahlreichen konkreten Fragen entlang, die sich Eltern hinsichtlich der Zwei- oder Mehrsprachigkeit ihrer Kinder stellen könnten. Der Ratgeber ist dabei in sechs Bereiche unterteilt. Im ersten Abschnitt werden Grundlagen vermittelt und Begriffe erklärt. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit Formen der Zweisprachigkeit, wobei hier auch auf die multimodale Bilingualität mit Gebärdensprache und Lautsprache sowie das zweisprachige Aufwachsen von Kindern mit geistigen Beeinträchtigungen eingegangen wird. Der dritte Abschnitt liefert Tipps zur alltäglichen Kommunikation, bevor der vierte Abschnitt auf Erwartungen und Fragen an den Erfolg des bilingualen Spracherwerbs eingeht. Im fünften Abschnitt wird noch einmal gesondert die Zweisprachigkeit bei Kindern mit sprachlichen Beeinträchtigungen behandelt, anschließend werden noch Anlaufstellen und weiterführende Literatur vorgestellt.
Der Ratgeber eignet sich sowohl für werdende und junge Eltern, die sich Gedanken um die Organisation der zweisprachigen Erziehung machen, als auch für Eltern, deren Kind bereits zweisprachig aufwächst und bei denen sich im Zuge dessen Fragen auftun. Auch für Fachkräfte, die einen Überblick über die Thematik erhalten wollen, eignet sich der Ratgeber, besonders aufgrund der detaillierten Literaturhinweise. Die Sprache ist durchgängig wertschätzend und enthält sich weitgehend schwierigerer Fachbegriffe. Dennoch werden diese in einem eigenen Kapitel erklärt, sodass das Verständnis weiterführender Fachliteratur vereinfacht wird.
Die Autorinnen positionieren sich klar zum frühen Zweispracherwerb und ermuntern die Eltern, von Anfang an in ihrer Muttersprache mit ihrem Kind zu kommunizieren, auch wenn sich dabei Schwierigkeiten ergeben und das Kind in seiner sprachlichen Entwicklung zunächst hinter seinen Altersgenossen zurückbleibt. Die selbstverständliche Berücksichtigung multimodaler Bilingualität kann gehörlosen Eltern Mut machen, selbstbewusst in der deutschen Gebärdensprache mit ihrem Kind zu kommunizieren und ebenso auch Fachkräfte in der Kindertagesstätte et cetera entsprechend aufklären. An dieser Stelle wären allerdings auch Hinweise auf mögliche Problemfelder im bilingualen Spracherwerb der CODAs sinnvoll, diese Thematik wird leider außen vor gelassen. Kritisch angemerkt werden kann außerdem, dass der Ratgeber durch seine zwar einfachen, aber doch teilweise eher langen Sätze nur eingeschränkt von Eltern genutzt werden kann, die mit der deutschen Schriftsprache nicht ausreichend vertraut sind. Diese stellen jedoch wohl einen großen Teil der Zielgruppe des Ratgebers dar. Literaturhinweise auf ähnliche Werke in anderen Sprachen oder in leichter Sprache fehlen leider. Von einem kurzen Ratgeber von lediglich 68 Seiten kann jedoch nicht erwartet werden, alle Themenbereiche in großer Ausführlichkeit zu behandeln. Dem Anspruch eines kurzen Büchleins, das einen ersten Überblick über die Gesamtthematik „Bilingualität“ geben soll, wird der Ratgeber von Solveig Chilla und Annette Fox-Boyer durchaus gerecht.
Franziska Brandmeier (Frankenthal)
Aus HörPäd 5/2016