von Helmut Schaaf
8. Auflage 2018, 180 Seiten, gebunden
Beschreibung
ISBN 978-3-89334-611-0
Nichts scheint selbstverständlicher als ein funktionierendes Gleichgewicht. Dabei kann das Gleichgewicht zwischen den eingehenden Informationen zur Raumorientierung und den darauf folgenden Reaktionen der Augen und der Muskeln niemals gleichförmig (statisch) sein. "Das Gleichgewicht" muss sich immer wieder neu einstellen, ein Leben lang flexibel sein und sich immer neuen Herausforderungen stellen. So ist das meist nicht bewusst wahrgenommene Gleichgewicht das Ergebnis eines ständig aktiv zu erhaltenden und zu erneuernden Zusammenspiels zwischen den Informationen aus der Umwelt und ihrer Aufnahme und Verarbeitung im zentralen Nervensystem.
Erschreckend wird hingegen das unerwartete Schwinden des Gleichgewichts erlebt:
• Das Gleichgewichtssystem kann zusammenbrechen, wenn ein oder mehrere Teile ihre Funktionen einbüßen.
• Das Gleichgewicht kann schwinden, wenn viele kleinere, durchaus "altersentsprechende" Ausfälle zu einem insgesamt größeren Verlust an Ausgleichs- oder Reaktionsfähigkeiten führen, ohne dass sich etwas spürbar verändert hat.
• Das Gleichgewicht kann "versagen", wenn größere Anforderungen gestellt werden, als ohne Übung und Anpassung erfüllt werden können.
• Zu einem Ungleichgewicht kann es kommen, wenn zwar alle Gleichgewichtsanteile jedes für sich, aber nicht alle zusammen funktionieren.
Daher ist es wichtig, dass der Schwindelkranke versucht, so viel wie möglich von seinem eigenen Schwindel-Geschehen zu verstehen. Dabei löst selbst ein "rein" organischer Schwindel ein immer subjektives Schwindelgefühl und eine individuelle Schwindelverarbeitung aus: Die einen kommen wieder schnell auf die Beine, die anderen brauchen länger. Die einen sehen bei ihrem Schwindel keinen Boden, die anderen schauen gleich in Richtung des rettenden Ufers. Selbst ein vollständig seelisch bedingter Schwindel kann sich nur über den Körper ausdrücken, wobei er in der Regel auf Ausdrucksweisen zurückgreift, die der Mensch schon kennengelernt hat. So stellen sich beim Schwindelkranken immer die Fragen:
• Welche Krankheit trifft auf welchen Menschen?
• Was hat dieser in seiner Vorgeschichte an guten und schlechten Erfahrungen gesammelt, und welche Lösungsmöglichkeiten stehen ihm zur Verfügung?
• Lebt er alleine, oder gibt es Menschen, auf die er sich verlassen kann, oder wird er im Schwindel verlassen?
• Darf er auch einmal krank sein, oder muss er immer funktionieren?
Dieses Buch will auf die Fragen Antworten geben, indem es wichtige Grundlagen des normalen und einige der vielfältigen Facetten des gestörten Gleichgewichts darstellt.