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Ein Roman aus dem Italienischen von Annette KopetzkiZsolnay, 2021, 304 Seiten, gebunden
Beschreibung
ISBN 978-3-552-07200-8
Beschreibung
Claudia Durastanti erzählt in ihrem von der Kritik gefeierten Roman eine ganz besondere Familiengeschichte. Es ist ihre eigene. Beide Eltern sind gehörlos. In den sechziger Jahren sind sie nach New York ausgewandert. Claudia kommt in Brooklyn zur Welt und als kleines Mädchen zurück in ein abgelegenes Dorf in Italien. Mit Büchern bringt sie sich selbst die Sprache bei, die ihr die Eltern nicht geben können.
Aus allen Facetten dieses Andersseins hat Claudia Durastanti einen außergewöhnlichen Roman gemacht. Von den euphorischen Geschichten einer wilden italoamerikanischen Familie in den Sechzigern bis ins gegenwärtige London. Dieser Roman lässt einen keine Zeile lang unberührt.
Autorin
Claudia Durastanti, 1984 in Brooklyn geboren, ist Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie war Fellow für Literaturwissenschaft an der American Academy in Rom und gehört zu den Gründern des Italian Festival of Literature in London. Sie schreibt für La Repubblica und lebt in London. Die Fremde war auf der Shortlist für den Premio Strega und wird gerade in viele Sprachen übersetzt.
Annette Kopetzki, 1954 geboren, übersetzte u. a. Pier Paolo Pasolini, Erri De Luca, Valeria Parrella, Ugo Riccarelli, Maurizio Torchio und Roberto Sav
Rezension
Claudia Durastanti: Die Fremde
Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki
Paul Zsolnay Verlag, 1. Auflage 2020, ISBN 978-3-552-07200-8
Claudia Durastanti gelingt unter der Überschrift „Mythologie“ ein fulminanter Einstieg in ihren - von der Kritik gefeierten - neuen Roman. Man wird sofort in die ungewöhnliche Geschichte hineingezogen. Erzählt wird danach aber nicht chronologisch, sondern in Themenkapiteln, das erfordert konzentriertes Lesen.
Die Tochter gehörloser Eltern nimmt uns mit in ihre Kindheit und Jugend in Italien und in die Emigration nach New York und London. Es ist trotzdem keine Autobiografie geworden, sondern eine Autofiktion, ein Roman.
Durastanti erzählt vom Fremdsein, von Problemen in der Familie, von Veränderungen im Leben, die jeden Menschen betreffen können und sie erzählt nicht zuletzt auch eine Mutter-Tochter-Geschichte, die vom Italien in den 60er Jahren bis ins heutige London reicht.
Man ist hin- und hergerissen, manchmal sehr berührt von den persönlichen Erfahrungen Durastantis und ihrem Schicksal, ein Kind tauber Eltern zu sein, aber genauso oft fühlt man eine gewisse Distanz zu den Personen im Roman. Gehörlosigkeit, Isolation, Migration, die Themen lassen streckenweise allzu Privates nicht zu.
Claudia Durastantis Roman ist keine ganz leichte, aber lohnende Lektüre und eine gute Gelegenheit, eine außergewöhnliche Autorin kennen zu lernen.
Jutta Baust