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2015, 123 Seiten, kartoniert
Beschreibung
ISBN 9783941146518
Beschreibung
„Kindergartenassistenz gesucht“: Seit die UN-Behindertenrechtskonvention verabschiedet und ratifiziert wurde, werden zunehmend Fachkräfte gesucht, um gehörlose Kinder in frühkindlichen Bildungseinrichtungen auf ihrem Weg zur Teilhabe zu begleiten. Aber welche Anforderungen werden an sie gestellt? Was genau sind ihre Aufgaben? Ab welchem Alter versteht ein Kind, dass eine Person übersetzt? Inwieweit sollten Beziehungen zu den Kindern aufgebaut werden, wie die Zusammenarbeit mit den ErzieherInnen gestaltet werden? Und wie sieht überhaupt die rechtliche Lage aus?
Um diesen und weiteren Fragen nachzugehen, hat die Autorin im Rahmen ihrer Bachelorarbeit fundiert nationale und internationale rechtliche und fachliche Dokumente analysiert sowie einschlägige Forschungsergebnisse aus dem In- und Ausland einbezogen. Daraus hat sie einen Leitfaden entwickelt, der KindergartenassistentInnen, ErzieherInnen, Eltern, MitarbeiterInnen in Behörden und weiteren Interessierten als Orientierung in einem recht neuen Berufsfeld dienen kann.
Ergänzend findet sich in diesem Buch ein Praxisteil, in dem sie aus ihrer Arbeit als Kindergartenassistentin Erfahrungen, Methodenideen, Spannungsfelder und Gelingensbedingungen für Inklusion vorstellt.
Inhaltsverzeichnis
Teil A: Theorie
Inhalt
1. Einleitung
2. Definitionen
2.1. Personenkreis: »Gehörlose Kinder«
2.2. Einrichtungen: »Frühkindliche Bildungseinrichtungen«
3. Rechtliche Dokumente
3.1. Geltung der UN-Behindertenrechtskonvention im deutschen Recht
3.2. Die UN-Behindertenrechtskonvention
3.3. Nationale Gesetze
4. Fachliche Dokumente
4.1. Die ICF
4.2. Bildungsempfehlungen
4.3. Aktionspläne
4.4. Positionspapiere
4.5. Skizzierung etablierterer Berufsbilder
5. Diskussion: Berufsbild »Kindergartenassistenz«
6. Qualifikationen und Bezahlung
7. Fazit
Literatur
Leitfaden
Teil B: Aus der Praxis
Inhalt
Vorwort
1. Erfahrungen
1.1 Krippe
1.2 Elementarbereich
2. Methodenideen
2.1 Krippe
2.2 Elementarbereich
3. Spannungsfelder
3.1 Mit oder ohne Stimme gebärden?
3.2 Übersetzen oder anleiten?
3.3 Förderung als Aufgabe?
3.4 Welche Inhalte übersetzen und übertragen?
3.5 Kindergartenassistenz als Bezugsperson?
3.6 (Wie weit) Sozialkontakte unterstützen?
4. (Wie) kann Inklusion gelingen?
5. Ausblick
Dank
Die Autorin
Haftungsausschluss
Einleitung
1. Einleitung
»Kindergartenassistenz gesucht« (Taubenschlag 2013a): Seit Verabschiedung und Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention wurden deutschlandweit zunehmend Stellenanzeigen veröffentlicht, in denen eine Fachkraft gesucht wird, die ein gehörloses Kind in einer Regeleinrichtung begleitet (vgl. Taubenschlag 2012a–b, 2013a–c). Beim Lesen der Anzeigen wird jedoch schnell ersichtlich, dass die Anforderungen an potenzielle BewerberInnen alles andere als einheitlich formuliert werden: Von einer Assistenzkraft auch »ohne pädagogische Ausbildung«, »Grundkenntnisse[n] in DGS« und »de[m] Wille[n], sich in DGS weiterzubilden« über »Heilerzieherin oder Erzieherin« (Taubenschlag 2012a) bis hin zu »Diplom-PädagogIn« beziehungsweise »Diplom-PsychologIn mit Gebärdensprachkompetenz« oder »GebärdensprachdolmetscherIn« (Taubenschlag 2013b) reichen die verlangten Qualifikationen. Auch bei der Beschreibung des Aufgabenbereiches variieren die Angaben stark: Neben integrativ orientierten Beschreibungen wie »Integration […] im Kindergartenalltag«, die auch »die Förderung des gebärden- und schriftsprachlichen Wortschatzes« beinhalten (Taubenschlag 2012b), sind andere Ausschreibungen inklusiv orientiert und enthalten keinen Förderauftrag. Dort zählen »Begleitung« des gehörlosen Kindes, »Übersetzung zwischen Lautsprache und deutscher Gebärdensprache« und visuelle Aufbereitung gesprochener Inhalte zum Aufgabengebiet (Taubenschlag 2013b).
Während die schulische Inklusion gehörloser Kinder in Deutschland bereits im Rahmen mehrerer Fachtagungen diskutiert wurde und auch erstes Praxismaterial vorliegt (vgl. BSGS 2012; Kestner 2012, 2013), fand der vorschulische Bildungsbereich bisher weniger Berücksichtigung. So dürften sich angehenden KindergartenassistentInnen, die zur Herstellung von Teilhabe eines tauben Kindes eingesetzt werden, zahlreiche Fragen stellen:
Inwieweit ist dieser Auftrag überhaupt realisierbar?
Sind klare Abgrenzungen zu anderen Berufsfeldern möglich, sinnvoll beziehungsweise nötig?
Wie sieht die rechtliche Lage aus?
Ab welchem Alter versteht ein Kind, dass eine Person übersetzt?
Inwieweit sollte eine Beziehung zum gehörlosen Kind aufgebaut werden?
Inwiefern sollte eine Beziehung zu den anderen Kindern aufgebaut werden?
Wie sollte die Zusammenarbeit mit den ErzieherInnen gestaltet werden?
Welche Prozesse laufen in frühkindlichen Bildungseinrichtungen ab, bei denen die Assistenzkraft zur Inklusion beitragen sollte?
Gibt es Prozesse, in die sie begrenzt oder gar nicht eingreifen sollte?
Welche Kompetenzen sollten BewerberInnen mitbringen, um als Kindergartenassistenz tätig zu werden?
Sollten bestimmte sprachliche, pädagogische und möglicher-weise weitere Qualifikationen eine notwendige Voraussetzung sein?
Wie wird die Finanzierung geregelt?
Diesen und weiteren Fragen soll im Rahmen dieser Bachelorarbeit nachgegangen werden. Als Grundlagen zur Analyse sollen nationale und internationale rechtliche und fachliche Dokumente sowie einschlägige Forschungsergebnisse aus dem In- und Ausland dienen. Im Rahmen dieser Arbeit soll so eine Art »Leitfaden« entworfen werden, der für in der Praxis tätige Personen wie KindergartenassistentInnen, ErzieherInnen, Eltern und MitarbeiterInnen in Behörden bereit gestellt und darüber hinaus weiteren Interessierten zugänglich gemacht werden kann. Angedacht ist, dass die Arbeit somit einen Beitrag zur Orientierung, Information und als Ansatzpunkt zur Qualitätssicherung für ein recht neues, bisher unscharf abgegrenztes Berufsbild leisten kann.