Unsere Versandbuchhandlung auch für andere Bücher
Sie können selbstverständlich bei uns auch Bücher bestellen, die nicht in unserem Onlineshop stehen.
Bestellbarkeit (aus nahezu allen Bereichen) einfach über Titel | Verlag | ISBN
Schreiben Sie uns dazu einfach eine E-Mail-Anfrage: vertrieb@median-verlag.de
von Ulrike Rülicke, Sandra Holzschuh und Ulrike Stelzhammer-Reichhardt
Median-Verlag, 2024, 192 Seiten, Softcover
Beschreibung
ISBN: 978-3-941146-90-7
Beschreibung
Umfassendes Wissen und praxisnahe Unterstützung für Familien und Fachkräfte hörbeeinträchtigter Kinder
GEMEINSAM AUF DEM WEG bietet Ihnen fundiertes Wissen und wertvolle Einblicke in alle Aspekte kindlicher Hörbeeinträchtigungen – von der Diagnose über die technische Versorgung bis zur Förderung der Hör-, Sprach- und Gesamtentwicklung Ihres Kindes. Es verbindet theoretisches Hintergrundwissen mit praktischen Anregungen für den Alltag, die leicht umsetzbar sind. Farbig hervorgehobene Kapitel geben Ihnen vertiefende Informationen zu zentralen Entwicklungsschritten und relevanten Fachthemen.
Der Natürlich Hörgerichtete Ansatz steht im Mittelpunkt der praxisnahen Beispiele. Dieser Ansatz orientiert sich an der Sprachentwicklung hörender Kinder und betrachtet das Kind in seiner gesamten Entwicklung. Zahlreiche konkrete Fallbeispiele zeigen, wie Familien und Fachkräfte erfolgreich zusammenarbeiten können, um die Hör- und Sprachentwicklung im Alltag bestmöglich zu fördern.
Das Besondere an diesem Buch ist der Perspektivenwechsel der drei Autorinnen: eine Audiopädagogin, eine Mutter eines gehörlosen Sohnes und eine Musik- und Bewegungspädagogin teilen ihre Expertisen und persönlichen Erfahrungen. Ihre Beiträge sind durch Symbole gekennzeichnet und ermöglichen einen tiefen Einblick in die Herausforderungen und Chancen einer gelungenen Hör- und Sprachförderung.
Ein unverzichtbarer Begleiter für alle, die Kinder mit Hörbeeinträchtigungen auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben unterstützen möchten.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Gisela Batliner
Über dieses Buch
Über uns – die Autorinnen dieses Buches
Was Sie noch wissen sollten
Lautsprache versus Gebärdensprache
1 Willkommen in der Familie
1.1 Da stimmt etwas nicht – die Diagnose einer Hörbeeinträchtigung ist ein Prozess
1.2 Die komplexe Welt des Säuglings
1.3 Die komplexe Welt der Erwachsenen
1.4 Dialog von Anfang an – warum ist er so wichtig?
1.5 Musik von Anfang an – die Welt der Töne
2 Den Hörsinn aufwecken
2.1 Frühe Diagnose
2.2 Späte Diagnose
2.3 Kurze Erläuterungen zu möglichen Ursachen von Schwerhörigkeit
2.4 Technische Versorgung
2.5 Wege und Chancen um die Hör- und Sprachentwicklung erfolgreich zu starten
2.6 Wie sich Sprache entwickelt
2.7 Musik, Bewegung und Sprache im Dialog
3 Gemeinsam durch den Alltag
3.1 Philosophie des ganzheitlichen Ansatzes
Themenvertiefung: Spielformen im Laufe der kindlichen Entwicklung
3.2 Die Rolle der Eltern im Besonderen
3.3 Gemeinsam machen wir uns auf den Weg
4 Praxisbeispiele zur Hör- und Sprachentwicklung
4.1 Natürliche Interaktion mit dem Baby – Praxisbeispiel 1
Themenvertiefung: Frühkindliche Zweisprachigkeit/Mehrsprachigkeit
Mehrsprachigkeit und Musik
Erfahrungswelt Familie zum Praxisbeispiel 1
Themenvertiefung: Auditive Wahrnehmung
4.2 Den Hörsinn aufwecken – Praxisbeispiel 2
Erfahrungswelt Familie zum Praxisbeispiel 2
Ideen für die stimmlich-musikalische Begleitung von Bewegung im Alltag
4.3 Vom Begreifen zum Begriff – Praxisbeispiel 3
Themenvertiefung: Auditive Diskrimination
Erfahrungswelt Familie zum Praxisbeispiel 3
Themenvertiefung: Gedanken zum Kindergartenbesuch
Wieviel Musik steckt in einem Bilderbuch?
4.4 Spielerisch die Kommunikation anregen – Praxisbeispiel 4
Themenvertiefung: Auditive Figur-/Hintergrundwahrnehmung
Erfahrungswelt Familie zum Praxisbeispiel 4
Themenvertiefung: Auditive Merkfähigkeit
Von Spiel- und Bewegungsliedern, Gedichten und Reimen
4.5 Mit Musik in den Dialog kommen – Praxisbeispiel 5
Themenvertiefung: Mehrfachbeeinträchtigung
4.6 Miteinander sprechen, aufeinander zugehen – Praxisbeispiel 6
Themenvertiefung: Korrektives Feedback (korrigierte Wiederholung)
Themenvertiefung: Auditive Sequenzierung
Themenvertiefung: Metalinguistische Bewusstheit
Themenvertiefung: Sprachentwicklung und Bewegung
Erfahrungswelt Familie zum Praxisbeispiel 6
4.7 Ein (Bilder-)Buch auf vielfältige Weise nutzen – Praxisbeispiel 7a
Themenvertiefung: Early Literacy
Erfahrungswelt Familie zum Praxisbeispiel 7a
Themenvertiefung: Fragesätze
Themenvertiefung: Fantasie und Wirklichkeit
4.8 Der Übergang vom Sprechen zur Schrift – Praxisbeispiel 7b
Themenvertiefung: Stufenmodell Schreiben – Lesen
Erfahrungswelt Familie zum Praxisbeispiel 7b
Singen, Sprachförderung und Schriftspracherwerb
5 Wohin uns der gemeinsame Weg geführt hat
Willkommen in Holland – eine Zeitreise
Moritz
Florentine
Franciska
Leo
Sebastian
Michael
Danksagung
Literaturverzeichnis
Vorwort
Vorwort von Gisela Batliner
„Ihr Kind hat eine Hörbeeinträchtigung.“ Die meisten Eltern trifft diese Aussage im Arztgespräch völlig unvorbereitet. Doch auch, wenn sie bereits eine Vorahnung hatten, ist die Gewissheit der Diagnose zunächst sehr belastend und führt häufig zu starken Verunsicherungen. Antworten auf viele Fragen werden gesucht.
Zum Thema Förderung halten Sie jetzt dieses Buch in der Hand. Vielleicht hat Sie der Titel angesprochen, „Kinder auf ihrem Weg zu begleiten“. Das ist die Aufgabe aller Eltern, das ist nichts Fremdes, was zusätzlichen Druck erzeugt, das fühlt sich machbar an. Wir wollen, dass mit den Kindern gespielt, gesungen, gelacht, erforscht, gebastelt, experimentiert,
... wird. Durch die vielen Praxisbeispiele in diesem Buch zum Hör- und Spracherwerb im Alltag und damit auch zur Förderung im täglichen Miteinander wird diese Begleitung des Kindes greifbar, konkret und nachvollziehbar.
Dass hier drei Fachfrauen mit langer Erfahrung aus ihren unterschiedlichen Blickwinkeln die einzelnen Themen beleuchten, ist ungewöhnlich: Die erfahrene Mutter eines Kindes mit Hörbeeinträchtigung, die Musiktherapeutin und nicht zuletzt die Audiotherapeutin – das überzeugt. Einerseits erfordert jede frühkindliche Hörbeeinträchtigung eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit (Medizin, Hörakustik, Pädagogik, Therapie, Familie). Andererseits werden die verschiedenen Sichtweisen der Autorinnen zu den einzelnen Aspekten der Förderung auch der Vielfalt der Kinder und ihrer Familien besser gerecht.
Ich wünsche allen Eltern, dass ihnen das Buch Zuversicht gibt und Sicherheit im Umgang mit ihrem Kind und dass das tägliche Leben wieder normaler wird – mit allem Trubel, den Kleinkinder so mit sich bringen, aber auch mit allen Freuden. Noch nie zuvor war es für Kinder mit Hörbeeinträchtigung möglich, auf einem so natürlichen Weg Hören und Sprache zu erwerben wie heute!
Gisela Batliner
Rezension
Ohne Hören kein Sprechen
Kinder mit Hörbeeinträchtigung. Moderne Hörtechnik und frühe Förderung können heute – gemeinsam mit den Eltern – eine altersgemäße Hör- und Sprachentwicklung der Kinder ermöglichen.
Interview
Von Ernst Mauritz
„Horch, hörst du das auch?“ Reagieren Kinder nicht auf Sprache und Geräusche, ist die Verunsicherung der meisten Eltern enorm. Was ist noch „normal“, was bereits Anzeichen einer Hörbeeinträchtigung? „Ein Säugling, der nicht hört, beginnt nicht automatisch zu sprechen“, so die diplomierte Audiopädagogin Ulrike Rülicke.
Sie hat mit der Musik- und Bewegungspädagogin Ulrike Stelzhammer-Reichhardt sowie mit Sandra Holzschuh, „Mutter und Wegbegleiterin“ eines hörbeeinträchtigen Sohnes, ein Buch für Familien mit hörbeeinträchtigen Kindern verfasst. Darin zeigen die Autorinnen auf, wie Eltern ihr Kind „ins Hören und Sprechen begleiten“ und damit seine Sprachentwicklung unterstützen können. Diese alltagstauglichen Tipps können auch für Eltern hörender Kinder hilfreich sein.
KURIER: Wie häufig sind Hörbeeinträchtigungen?
Ulrike Rülicke: Von 1.000 Neugeborenen sind statistisch gesehen ein bis zwei Kinder hörbeeinträchtigt. Ein großer Teil davon fällt bereits in der Woche nach der Geburt beim Neugeborenen-Hörscreening auf. Dieser Test misst die Schallaussendungen des Innenohres auf akustische Reize. Aber nicht alle Hörbeeinträchtigungen werden damit erfasst, manchmal erfolgt die Diagnose erst später. Der Weg bis dahin kann mühsam und schwierig sein.
Warum?
Weil das Umfeld oft beschwichtigt, wenn Kinder nicht mit dem Sprechen beginnen oder auf Geräusche nicht reagieren. „Das kommt schon noch“, heißt es dann oft. Aber Eltern kennen ihre Kinder einfach am besten, sollten sich bei einem Ver-dacht nicht verunsichern lassen und frühzeitig ihren Kinderarzt bzw. dann auch einen HNO-Arzt aufsuchen. Liegt tatsächlich eine Hörbeeinträchtigung vor, ermöglicht erst eine Versorgung mit Hörgeräten oder Implantaten – je nach Grad der Hörbeeinträchtigung – die Entwicklung einer Lautsprache. Damit kann man das Hören „aufwecken“ und für das Kind zu einem vollwertigen Sinn machen. Das funktioniert aber umso besser, je früher es passiert. Erfolgt die Diagnose etwa erst im Laufe des zweiten Lebensjahres oder später, fehlen dem Gehirn viele Höreindrücke, die für die Sprachentwicklung wichtig sind und erst nach der technischen Versorgung möglich werden. Studien zeigen aber, dass hörbeeinträchtigte Kinder, die damit bis zum vierten Lebensjahr diagnostiziert werden, gute Fortschritte machen.
Gibt es eindeutige Hinweise für eine Hörstörung?
Mehr als 90 Prozent der Eltern hörbeeinträchtigter Kinder sind hörend und haben daher keine Erfahrung mit einer kindlichen Hörbeeinträchtigung. Der wichtigste Rat ist: Im Alltag aufmerksam sein und in verschiedenen Situationen, bei denen es etwas zu hören gibt, bewusst hinsehen. Wobei eine Reaktion auf Geräusche nicht bedeuten muss, dass das Kind auch Sprache verstehen kann. Fällt ein Metalldeckel auf den Fliesenboden, kann es durchaus sein, dass auch ein Kind mit einer Hörbeeinträchtigung zusammenzuckt, weil das ein sehr lautes Schallereignis ist. Die gesprochene Sprache ist aber deutlich leiser. Ein Kind kann Sprachinformationen zum Beispiel auch nur lückenhaft aufnehmen, weil es etwa hohe Töne nicht wahrnimmt. Fragen Vater oder Mutter beim Frühstück „Willst du heute ein Wurstbrot essen?“, kann es sein, dass es nur auf Brot reagiert und falsch antwortet, weil es „Wurst“ nicht wahrgenommen hat. Ändert sich das auch bei mehrmaligem Wiederholen des Wortes nicht, könnte das ein Warnzeichen sein.
Hörgerät oder Implantat – wann benötigt ein Kind was?
Ist noch ausreichend Hörvermögen für das Verstehen von Sprache mit Hörgeräten vorhanden, reichen diese aus. Es ist daher sinnvoll, Hörgeräte zwei, drei Monate lang zu testen. Reicht das Hörvermögen nicht aus bzw. wurde ein Kind taub geboren, kann ein Cochlea-Implantat (CI) die funktionsuntüchtigen Haarzellen in der Hörschnecke (Cochlea) im Innenohr ersetzen. Der „Natürlich Hörgerichtete Ansatz“, den meine Kolleginnen und ich vertreten, ermöglicht Kindern mit Implantaten oder Hörgeräten, auf natürlichem Weg Hören und Sprache zu erwerben. Das zentrale Element ist dabei, die Kompetenz der Eltern mit Praxisbeispielen zu stärken.
Wie können Eltern generell den Spracherwerb fördern?
Wir alle sollten dem Hören, Sprechen und Singen wieder mehr Aufmerksamkeit widmen. In vielen Familien wird zu wenig kommuniziert, immer mehr Kinder fallen bereits im Kindergarten durch Sprachentwicklungsverzögerungen auf. Das intuitive Wissen um gute Kommunikation scheint vielfach verloren gegangen, etwa das regelmäßige Wiederholen von Kinderreimen und Kinderliedern, das den Spracherwerb auch unterstützt. Für Kinder mit einer Hörbeeinträchtigung ist das bewusste sprachliche Miteinander besonders wichtig, aber für alle anderen auch.
Quelle: Tageszeitung KURIER vom 9. September 2025, Wien


