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Reinhardt, 2., aktualisierte Auflage 2022, 481 Seiten, kartoniert
Beschreibung
ISBN 978-3-497-02691-3
Beschreibung
Was ist über die Entwicklung von Kindern mit Beeinträchtigungen in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen bekannt?
Wie wirken sich biologische und soziale Risiken auf die Entwicklung aus?
Welche Methoden stehen zur Frühförderung zur Verfügung und was lässt sich aus der Entwicklungsforschung über die Wirksamkeit dieser Methoden sagen?
Das Handbuch zur Frühförderung gibt Antwort auf all diese Fragen und bietet so eine Grundlage für alle, die in der Frühförderung von Kindern mit einer kognitiven, sprachlichen oder motorischen Beeinträchtigung, einer Hör- oder Sehschädigung, einer sozial-emotionalen Entwicklungsstörung oder einer schweren Mehrfachbehinderung tätig sind.
PraktikerInnen erhalten so einen umfassenden Überblick über das Arbeitsfeld und Leitlinien für die Praxis der Frühförderung.
Autor
Prof. Dr. Klaus Sarimski, Dipl.-Psych., lehrt sonderpädagogische Frühförderung und allgemeine Elementarpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg
mit den Arbeitsschwerpunkten: Fragen der sozialen Teilhabe und Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten von Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen.
Inhaltsverzeichnis
1 Grundlagen und Arbeitsprinzipien der Frühförderung
1.1 Geschichte, Organisation und Versorgungsstrukturen
1.1.1 Entstehung des „Hilfesystems Frühförderung“
1.1.2 Medizinisch-therapeutische und pädagogische Leistungsangebote
1.1.3 Herausforderungen für die Praxis
1.1.4 Frühförderung als Komplexleistung
1.1.5 Rahmenbedingungen und Leistungsstrukturen der allgemeinen Frühförderung
1.1.6 Frühfördersystem im Wandel – die Diskussion über die „Große Lösung“
1.2 Grundprinzipien der Frühförderung
1.2.1 Resilienzorientierung
1.2.2 Familienorientierung
1.2.3 Interaktions- und Beziehungsorientierung
1.2.4 Interdisziplinäre Kooperation und Teamorientierung
1.2.5 Qualitätssicherung
1.3 Diagnostik
1.3.1 Diagnostik im Kontext des ICF-Systems
1.3.2 Rahmenbedingungen der Untersuchung
1.3.3 Auswahl von Testverfahren
1.3.4 Einschätzung des sozialen Umfeldes und der familiären Belastung
1.3.5 Planung diagnostischer Arbeitsschritte
1.3.6 Integration diagnostischer Befunde
2 Kernaufgaben der Frühförderung
2.1 Frühförderung bei Beeinträchtigung der kognitiven Entwicklung
2.1.1 Entwicklung unter den Bedingungen einer globalen Entwicklungsbeeinträchtigung
2.1.2 Soziale Teilhabe von Kindern im Vorschulalter
2.1.3 Förderung zur Prävention schulischer Lernschwierigkeiten
2.2 Förderung bei Beeinträchtigung der sprachlichen Entwicklung
2.2.1 Verspäteter Sprechbeginn
2.2.2 Spezifische Sprachentwicklungsstörung
2.2.3 Einschränkungen der sozialen Teilhabe
2.3 Förderung bei Beeinträchtigung der motorischen Entwicklung
2.3.1 Entwicklung unter den Bedingungen einer motorischen Störung
2.3.2 Physiotherapeutische Behandlung
2.3.3 Behandlung von umschriebenen motorischen Entwicklungsstörungen
2.3.4 Spiel- und Kommunikationsförderung
2.4 Förderung bei Beeinträchtigung der sozial-emotionalen Entwicklung
2.4.1 Bindungsentwicklung und frühe Regulationsstörungen
2.4.2 Sozial-emotionale Verhaltensauffälligkeiten im Kindergartenalter
2.4.3 Autismus-Spektrum-Störung
2.5 Förderung der Entwicklung unter der Bedingung einer Hörschädigung
2.5.1 Sprachentwicklung hörgeschädigter Kinder
2.5.2 Laut- und gebärdensprachliche Konzepte der Förderung
2.5.3 Praxis der familienorientierten Förderung
2.5.4 Förderung der sozialen Teilhabe in Kindertagesstätten
2.6 Förderung unter den Bedingungen einer Sehschädigung
2.6.1 Entwicklung sehbehinderter und blinder Kinder
2.6.2 Behinderungsspezifische Förderbedürfnisse
2.6.3 Soziale Teilhabe in Kindertagesstätten
2.7 Förderung bei schwerer und mehrfacher Behinderung
2.7.1 Komplexe Behinderung
2.7.2 Unterstützung der sozialen Teilhabe
2.7.3 Elternbegleitung bei spezifischen Pflegebedürfnissen
3 Kooperationsaufgaben der Frühförderung bei ausgewählten Entwicklungsstörungen
3.1 Entwicklungsrisiken und Begleitung von frühgeborenen Kindern
3.1.1 Entwicklungsverlauf nach unreifer Geburt
3.1.2 Unterstützungsbedarf von Eltern frühgeborener Kinder
3.1.3 Effektivität früher Beratung und Förderung
3.1.4 Kooperation in der interdisziplinären Nachsorge
3.2 Unterstützung von Kindern in Armutslagen
3.2.1 Kinderarmut in Deutschland
3.2.2 Kompensation sozialer Benachteiligung
3.3 Unterstützung für Familien mit Migrationshintergrund
3.3.1 Pädagogischer Unterstützungsbedarf
3.3.2 Kinder mit Behinderungen
3.4 Unterstützung von Kindern mit psychisch kranken Eltern
3.4.1 Psychische Erkrankungen der Eltern als Risikofaktor
3.4.2 Aufgaben der Frühförderung
3.4.3 Alkohol- oder Drogenabhängigkeit in der Familie
3.4.4 Umfassender Hilfebedarf
3.5 Beratung von Früh- und Elementarpädagogen in inklusiven Kindertagesstätten
3.5.1 Aufgaben von Früh- und Elementarpädagogen
3.5.2 Unterstützung der sozialen Teilhabe bei besonderem Förderbedarf
3.5.3 Konsultative Beratung und Coaching
4 Belastungen und Beratung von Familien mit Kindern mit Behinderungen
4.1 Herausforderungen für Familien und Ressourcen zur Bewältigung
4.1.1 Erste Reaktionen auf die Diagnose
4.1.2 Elterliches Belastungserleben im weiteren Verlauf
4.2 Empowerment als Ziel familienorientierter Frühförderung
4.2.1 Stärkung der persönlichen Bewältigungskräfte
4.2.2 Stärkung der sozialen Ressourcen
4.2.3 Förderung von Erziehungskompetenzen
4.2.4 Partnerschaftliche Kommunikation mit den Eltern
4.2.5 Vermittlung von sozialrechtlichen Hilfen
4.3 Väter, Geschwister und Großeltern
4.3.1 Erlebte Belastung und Bewältigungsstile von Vätern
4.3.2 Belastungen und Bedürfnisse von Geschwistern
4.3.3 Großeltern behinderter Kinder
Literatur
Sachregister
Rezension
Wertvolles Nachschlagewerk für den Frühförder-Alltag
Klaus Sarimski (2017): Handbuch der interdisziplinären Frühförderung.
Handbücher schrecken Leser aufgrund ihres Umfanges und Preises oft ab. Werden sie jedoch von einem so erfahrenen Praktiker, Wissenschaftler und Autor wie Klaus Sarimski publiziert, macht das neugierig und lässt aktuelle und praxisrelevante Themen erwarten.
Gegliedert ist das Buch in die Kapitel:
1. Grundlagen und Arbeitsprinzipien der Frühförderung
2. Kernaufgaben der Frühförderung
3. Kooperationsaufgaben der Frühförderung bei ausgewählten Entwicklungsstörungen
4. Belastungen und Beratung von Familien mit Kindern mit Behinderung
Die Gestaltung des Buches ist übersichtlich und hilft bei der Orientierung, ohne unruhig zu wirken. So gibt es unterschiedliche Formatierungen für Merkkästen, wissenschaftliche Erkenntnisse, Definitionen, Tipps und so weiter. Auch die kurzen Unterkapitel von 1–3 Seiten machen die 459 Seiten übersichtlich und laden zum Lesen einzelner Teilaspekte ein, wie im Kapitel zur Förderung bei Beeinträchtigung der motorischen Entwicklung die kompakte Beschreibung der einzelnen Methoden der Physiotherapie. Insgesamt ist eine gute Mischung aus praxisrelevanten Tipps und Ergebnissen aus wissenschaftlichen Studien gelungen.
Im Kapitel „Hör-Frühförderung“, dem 23 Seiten gewidmet sind, wird der familien- und ressourcenorientierte Ansatz ausführlich unter den speziellen Bedingungen einer frühkindlichen Hörstörung besprochen. Auch der Spracherwerb in der täglichen Interaktion und die entsprechende Sensibilisierung der Eltern für unterstützende Dialogstrategien sind zentrale Inhalte. Außerdem diskutiert der Autor, ob der Einsatz eines Gebärdensystems im Einzelfall sinnvoll ist. Der Tipp, dass es für die Entscheidung der Eltern hilfreich ist, hörgeschädigte Erwachsene zu treffen, wird aber leider hier ausschließlich auf gebärdensprachlich kommunizierende Erwachsene bezogen. Die Ausführungen zu Kindern mit zusätzlichen Entwicklungsbeeinträchtigungen, speziell einer Hör-Sehbehinderung, und Tipps zur sozialen Teilhabe in der Kita runden das komplexe Thema Hör-Frühförderung ab.
Besonders wertvoll ist dieses Buch aus meiner Sicht für die Leser aus dem Fachgebiet der Hörgeschädigtenpädagogik für die Förderung der Kinder mit zusätzlichen Entwicklungsbeeinträchtigungen und Familien in besonderen Lebenssituationen. Exemplarisch sind dazu die Kapitel „ Unterstützung von Kindern in Armutslagen“ oder „Psychische Erkrankungen der Eltern als Risikofaktor“ zu nennen. Ebenso sind die übergreifenden Kapitel zur Elternarbeit und Diagnostik hilfreich. Wohltuend ist hier zum Beispiel, dass bei aller Testdiagnostik und zahlenmäßigen Evaluierung die Beobachtung des Kindes und die detaillierte qualitative Beschreibung weiterhin eine zentrale Rolle spielen.
Das Buch ist ein unverzichtbares Nachschlagewerk für jede Frühfördereinrichtung, ein sehr hilfreiches Buch für alle, die noch in der Ausbildung stehen, und ein Buch für alle erfahrenen Fachleute, die sich über den aktuellen Stand dieses umfassenden Themengebietes informieren wollen.
Gisela Batliner (München)
aus HÖRPÄD 3/2018